Chronik der Rhöner Trachtenkapelle Hilders

Musikdirektoren und Dirigenten

Vorsitzende des Vereins

Vom Musikerchor zur Trachtenkapelle

Kurzchronik Musikverein 1886 e.V. „Rhöner Trachtenkapelle Hilders“. Aufgezeichnet von Detlev Greschner

Die gute alte Zeit.

Dass die Rhöner ein ganz besonders musikalisches Volk sind, hat schon der Rhöndichter Leopold Höhl in seinem bekannten „Rhönspiegel“ ausführlich beschrieben. Er berichtet dort von einigen „Musikbanden“, die im Sommer auszogen, um in England, Holland oder Russland mit ihrer Musik einem einträglichen Nebenerwerb nachzugehen. Besonders widmet sich Höhl der Kapelle des Hildersers Florentin Seifert, dessen 12-köpfige Kapelle einen besonders guten Ruf genoss. Ein weiterer Beweis für die außergewöhnliche Musik-beflissenheit liefert ein wahrer heute noch vorhandener Schatz von alten Noten der klassischen, romantischen und der folgenden Epochen mit teilweise eigenen Kompositionen für Unterhaltungs- und Tanzmusik. In Hilders selbst werden erstmals um 1820 musikalische Aktivitäten aufgezeichnet. Von einer vereinsmäßigen Struktur spricht man aber erst seit 1886, damals begann der Sohn von Florentin Seifert, Musikdirektor Oskar Seifert, alle Aktivitäten, Einnahmen und Ausgaben in einem „Musik-Journal“ festzuhalten. Wie sein Vater war auch Oskar Seifert eine Hilderser Persönlichkeit, beide hatten u.a. auch das Amt des Bürgermeisters inne. Eine der ersten Eintragungen berichtet von der jährlichen Stiftung des Hilderser Ortspfarrers Breitung. Dieser pflegte die alte Kirchenmusik, deren Ausführung und Einstudierung in den Händen des Musikdirektors lag.Oskar Seifert bemühte sich auch darum, nicht nur im kirchlichen Bereich musikalische Akzente zu setzen, sondern auch öffentlich mit musikalischen Leistungen auftreten zu können. Das kirchlich ausgerichtete Cäcilienfest wurde deshalb mit einer darauf folgenden profanen Cäcilienfeier verbunden. Das Cäcilienkonzert (22.November) vereinigte einmal im Jahr alle Musiziergruppen unter Leitung des Musikdirektors zu ganz hervorragenden Leistungen. Noch vor der Jahrhundertwende konnte Oskar Seifert ein Orchester von 30-40 Mann mit den notwendigen Instrumentierungen aufbauen und mit der Einstudierung wertvoller Werke beginnen. 

Schon 1896 wurden mit nur dorfeigenen Kräften Sinfonien von Beethoven (die I. und V.) ganz aufgeführt, auch Werke von Mozart und Weber, meist Ouvertüren. Handgeschriebene Noten der „Zauberflöte“ sind noch vorhanden.Leider wurden in den ersten Jahren nur Einnahmen und Ausgaben im Musik-Journal eingetragen, es ist aber aus den Notenkäufen ersichtlich, dass besonders Streichmusik, aber auch Blas- und Marschmusik gepflegt wurde. Regelmäßige Auftritte waren der Marsch zu Kaisers Geburtstag, Corporis Christi (Fronleichnam) und das jährliche Cäcilienkonzert. Das der bekannte Musikantendurst auch in dieser alten Zeit schon bestanden hat, geht aus einer Eintragung 1891 hervor: „Die Einnahme für Marsch Kaisers Geburtstag wird nicht verrechnet, weder Einnahme noch Ausgabe, da dieselbe vollständig abends bei Cölestin Hohmann (Vereinswirt, heute Gasthof Hohmann) vezehret wurde.“Die Vereinswirte waren damals auch recht spendabel, wie aus einer weiteren Eintragung 1891 hervorgeht: „Zahlung an Cölestin Hohmann für Bier zum Ausgleich (5,77 Mark), welches zur Cäcilienfeier getrunken wurde, nachdem unser Herr Cöl.Hohmann als Cäcilienwunsch die Musik reichlich mit Wurst, Branntwein und Bier gratis verköstigt hatte und wofür demselben der Dank ausgesprochen wurde.“ Nachwuchssorgen kannte man damals noch nicht, die Kapelle hatte immer eine Stärke von über 30 Mann. Und es war selbstverständlich, dass die Söhne der alten Musiker so bald wie möglich die Geige ergreifen mussten, um in die Fußstapfen der Alten zu treten.Mit einigen ausgesuchten Musikern und Sängern und teilweise unter der Regie des Gesellen- oder Gesangvereins wurden in Hilders auch Opern und Operetten aufgeführt. Es traf sich gut, dass Musikdirektor Franz Schönberg auch Dirigent des Männergesangvereins „Liederkranz“ war. 

Nach den Wirren des 1. Weltkrieges kehrte 1922 mit der Aufführung der Oper „Der Freischütz“ der frühere Glanz wieder ein. Die Aufführungen – auch in den folgenden Jahren gab es große Opern – wurden immer von der ganzen Umgebung gut besucht und mussten in jedem Jahr mehrfach wiederholt werden. Anteil am Erfolg hatte auch der Apotheker Theodor Frick, der nicht nur ein großer Opernkenner, sondern auch ein hervorragender Pianist war.1924 wird erstmals im Musik-Journal über die Vereinsführung geschrieben: „… Es möge sich der Chor wie seither während des Jahres in Gruppen auflösen sich dem Bedürfnisse anpassend – wenn aber der Direktor nötig sei und er beruflich als Bürgermeister etc. abgehalten sei, hielt er einen Vertreter für zweckmäßig – von der offiziellen Wahl eines Stellvertreters solle aber abgesehen werden, da an dem uralten bewährten Herkommen nicht das Geringste geändert werden dürfe und vollste Freiheit weiter bestehen solle, weil nur diese die Einigkeit und Musikfreudigkeit gewährleiste. Wenn aber während des Jahres Fälle eintreten sollten, bei denen die Anwesenheit eines Direktors erforderlich und der Direktor Seifert verhindert sei, wolle er Herrn Franz Schönberg bitten, ihn zu vertreten. Die Musiker waren einverstanden.“ Oskar Seifert leitete die Kapelle von 1880 bis zu seinem Tod im Jahr 1937 und prägte in diesen 57 Jahren maßgeblich die Geschicke des Vereins. Ein besonderer Schwerpunkt lag in der Kirchenmusik, die insbesondere von Franz Schönberg, der von 1937 bis 1948 dem Musikerchor Hilders vorstand, gepflegt wurde. Die Verbindung zur weltlichen Musik wird bis heute durch den Abschluss des Rosenkranzfestes deutlich. Es erklingt der Mitte des 19. Jahrhunderts entstandene „Rosenkranzmarsch“, dessen Beginn mit einem kräftigen Paukenschlag immer wieder die Kirchenbesucher zusammen zucken lässt.Nachdem das musikalische Leben in Hilders während des 2. Weltkrieges ruhen musste, freute man sich, bereits am 22. November 1945 die Cäcilienfeier abhalten zu können. Wenn auch die Abendandacht ohne genügende Proben etwas missglückte, war man doch froh, endlich wieder musikalisch aktiv sein zu können. Zwischenzeitlich hatten sich mehrere Privatkapellen für Unterhaltungsmusik gebildet, die um so manches Engagement heftig konkurrierten. So wurden u.a. Angebote abgegeben, in denen es hieß: „10 Mark billiger als die anderen“. Der Probenbesuch im Musikerchor ließ durch diese Aktivitäten leider sehr zu wünschen und so legte Franz Schönberg 1947 sein Amt als Musikdirektor nieder. Da jedoch kein Ersatz gefunden wurde, machte er noch ein Jahr weiter. Die Krise war jedoch nicht aufzuhalten, bei der Aufführung des Singspiels „Im weißen Rössel“, arrangiert von der Kolpingsfamilie unter Kaplan Bott, lag die Leitung des Musikerchores in den Händen des Battener Lehrers Hein. 1949 verstarb Franz Schönberg, sein Stellvertreter Gregor Hohmann übernahm nun das Amt des Musikdirektors. Leider hatten Tod und hohes Alter den bewährten alten Musikern das Instrument aus der Hand genommen, zudem fehlte es an geeignetem Nachwuchs. Hinzu kam die Abwanderung einiger Musiker, die infolge der Zonengrenze bessere Erwerbs-möglichkeiten im Westen der Republik suchten. Neuanfang mit Josef Fürtsch 1959 schildert Gregor Hohmann die Schwierigkeiten des Vereins. Unter anderem heißt es: „… Manchmal reichten die Einnahmen noch nicht mal für einen Umtrunk im Vereinslokal, so dass der Chorführer den fehlenden Betrag aus eigener Tasche ausglich. Die zum Tanz spielenden Musiker wurden nicht durch den Chorführer bestellt, dadurch bildeten sich zwei Tanzkapellen…“ Infolge dieser Enttäuschungen legte Gregor Hohmann am 22. November 1959 sein Amt nieder.Inzwischen hatte der 1955 nach Hilders gekommene Rechtspfleger Josef Fürtsch begonnen, 14 jugendliche Musiker auszubilden, die bereits 1958 eigene Platzkonzerte aufführten. Nach dem Rücktritt von Gregor Hohmann übernahm Josef Fürtsch 1959 das Amt, aus dem „Musik-Direktor“ wurde der „Dirigent“, aus dem „Musikerchor“ der „Musikverein Hilders“, begründet auch dadurch, dass Kirchenchor und Musikverein inzwischen eigene Vereine waren. Das Orchester wurde nun als reines Blasorchester geführt, die Zeit der Streichmusik war leider nun bis auf den heutigen Tag vorbei.Mit Gerhard Kümpel wurde nun erstmals ein Kassierer gewählt, somit gab es außer dem Dirigenten erstmals ein weiteres Vorstandsmitglied und damit erstmals eine gewählte Vereinsstruktur. 1963 wurde dann auch zum ersten Mal mit Heinrich Burkhard ein 1. Vorsitzender gewählt, so dass die Trennung von Vereinsführung und Dirigentenamt damit vollzogen war.Es gab nun auch wieder regelmäßige Konzerte, oft in Zusammenarbeit mit dem Männergesangverein und das Cäcilienkonzert wurde wieder fester Bestandteil im Jahreskalender. Der aufsteigende Tourismus brachte es mit sich, dass ab 1961 regelmäßig Heimatabende veranstaltet wurden, die vom Musikverein mitgestaltet wurden.Die durch die eifrige Nachwuchsförderung begonnene Verjüngung des Orchesters zeigt sich in der 1962 erstellten Mitgliederliste, es waren 34 Musikanten, der Älteste war 70 Jahre, aber 20 Mitglieder waren zwischen 14 und 26 Jahren alt.Auf Initiative von Josef Fürtsch wurde 1963 der „Musikbund Rhön“ gegründet, ein Zusammenschluss mehrerer Rhöner Musikvereine, die reihum einmal jährlich ein großes Musikfest veranstalteten, dessen Höhepunkt ab 1965 ein gemeinsames Wertungsspiel und ein großer Festzug am Sonntagnachmittag ist. Nicht nachlassend in seinem Eifer um Nachwuchs wurden ab 1965 11 Jungen im Alter von 11 bis 13 Jahren zu Nachwuchsbläsern herangebildet. Als diese im Cäcilienkonzert 1965 mit zwei kleinen Stücken allein vor das Publikum traten, wollte der Beifall im Saal kein Ende nehmen. Der Grundstein zur ersten und später sehr erfolgreichen Hilderser Jugendkapelle war gelegt. Auf dem Höhepunkt spielten ca. 45 junge Musikerinnen und Musiker in dieser eigenständigen Jugendkapelle, die Josef Fürtsch neben dem „großen“ Musikverein dirigierte.Im Rahmen der nun jährlich stattfindenden „Bundesmusikfeste“ galt es nun, für das im Jahr 1966 turnusmäßig in Hilders zu veranstaltende Fest einen gebührenden Rahmen zu finden. Josef Fürtsch bezog sich auf das 1888 von Oskar Seifert begonnenen Musik-Journal (der erste Eintrag bezog sich auf das Jahr 1886) und legte den offiziellen Gründungstermin des Musikvereins auf eben dieses Jahr 1886 fest, obwohl ja in Hilders eine weitaus längere Musiktradition besteht. Aber seit 1886 werden die Aktivitäten im Musik-Journal lückenlos aufgezeichnet. Und so feierte man 1966 das 80-jährige Jubiläum mit einem großen Musikfest in und um den neuen Saalbau in Hilders. Im mit 15 Kapellen doch recht großen Jubiläums-festzug begeisterte erstmals die 11-köpfige Jugendkapelle als eigene und viel bestaunte Kapelle die zahlreichen Zuschauer. Dem Verein gehörten im Jubiläumsjahr 30 Musiker im Alter zwischen 18 und 73 Jahren an. Die aus 11 Jugendlichen bestehende eigene Formation im Alter zwischen 12 und 13 Jahren kommt noch hinzu.Neuer 1. Vorsitzender wurde im Jahr 1967 Eduard Breidung, der dieses Amt bis 1983 mit großem Einsatz ausführte. In dieser Zeit wurden auch die im zweijährigen Turnus stattfindenden 4-tägigen Ausflüge, meist in die Alpen, eingeführt. Diese erfreuen sich bis heute großer Beliebtheit bei allen Musikern mit ihren Partnerinnen, ist doch hier einmal die ganze „Musikerfamilie“ gemeinsam unterwegs. Und wo Musikanten sind, wird natürlich ordentlich gefeiert, was manchen Wirt schier zur Verzweiflung brachte, wenn bis in die frühen Morgen-stunden die Instrumente erklangen.Neben den zahlreichen Proben und Auftritten des Stammorchesters hatte Dirigent Josef Fürtsch noch zusätzlich 15 Auftritte und wöchentliche Proben mit der immer größer werdenden Jugendkapelle zu bewältigen. Dazu kam noch Einzelunterricht bei den Holzbläsern. Das noch heute bestehende Engagement für soziale Zwecke wurde mit einem Wohltätigkeitskonzert zugunsten der Brüder Henning in Brasilien 1969 erstmals deutlich. In diesem Jahr gab sich der Verein auch die erste Satzung, blieb aber weiterhin ohne Eintrag im Vereinsregister. Höhepunkte in diesen Jahren waren die Cäcilienkonzerte am 22. November, die im Saalbau Deutsches Haus aufgeführt wurden und sich großer Beliebtheit erfreuten. 

Die Chronik berichtet vom Konzert im Jahr 1970 folgendes: „Am 22. November spielten Blasorchester und Jugendorchester gemeinsam das Cäcilienkonzert. Hierzu steuerte auch der MGV Liederkranz 4 Chöre bei. Der Abend war hinsichtlich Besuch, Leistung der Aktiven, Erfolg und Effekt das Beste seit Jahren.“Auch die Fuldaer Zeitung war voll des Lobes in ihrem Bericht: „Den Reigen der ausschließlich musikalischen Vorträge eröffnete das Jugendorchester des MV Hilders unter der vorzüglichen Leitung von Justizamtmann Josef Fürtsch. Was Fürtsch in den Jahren seiner Tätigkeit als Kapellmeister geleistet hat, demonstrierten in besonderer Weise die Jungbläser des Vereins. Der mit etwa 40 Jungbläsern besonders in den Klarinetten gut besetzte Chor begann mit einem einfachen homophonen Satz von Hans Freivogel, dem sich ein lyrisches Bläserspiel anschloss, dass in seiner Modulation von Dur nach Moll schon einiges musikalisches Verständnis voraussetzt. Später vereinigten sich die Jungbläser mit den „alten Herren“ des Musikvereins zu einem 60 Mann starken Blasorchester, dass aber dadurch an seiner Qualität nichts einbüßte. Rhythmische Exaktheit, gepflegter Tonansatz in den Bässen, Hörnern und ersten Trompeten zeichneten den Vortrag aus“. 3000 DM konnten körperbehinderten Kindern nach einem großen Wohltätigkeits-konzert im Jahr 1971 als Reinerlös übergeben werden. Daran beteiligt waren auch die Geschäftsleute, die Preise für eine große Tombola gestiftet hatten und die Karnevalsgesellschaft Hilders, denn die Jugendkapelle hatte während des Rosenmontagszuges 590 DM für den guten Zweck eingesammelt.Ein Jahr später konnte Josef Fürtsch die Doppelbelastung Jugend- und großes Orchester nicht mehr bewältigen und so wurden beide Kapellen zu einem großen Orchester zusammengelegt. Leider blieben darauf einige „Alte“ den Proben fern, weil sie sich von den Jugendlichen verdrängt glaubten. Aber nach einiger Zeit hatte sich die Aufregung gelegt, neue Notenmappen wurden beschafft und auch die gesteigerte Unruhe durch die größere Anzahl der Musiker wurde gemeistert. Man büßte aber auf beiden Seiten einige Mitglieder ein.1975 wurde gemeinsam mit der Gemeinde Hilders und vielen anderen Vereinen eine Fahrt in unsere neue Patengemeinde Kachtem unternommen. Ein begeisterter Empfang und hervorragende Gastgeber erwarteten die Hilderser Gäste in Belgien. Anlässlich des bevorstehenden 90. Jubiläums wurde erstmals einheitliche Bekleidung beschafft, mit der grasgrünen Jacke, dem hellgelben Hemd und der orangenen Krawatte fiel man auf jeden Fall überall sofort auf.Schlagersänger Bata Illic und viele andere Künstler gestalteten einen bunten Abend im großen Festzelt während des Jubiläumsfestes 1976. Daneben waren das große Bundesmusikfest mit dem Wertungsspiel sowie ein großer Festzug weitere Glanzpunkte. In diesen Jahren wechselten sich die Vereine mit großen Festen ab, sei es in Hilders selbst, wo der Männergesangverein oder die Feuerwehr neben dem Musikverein große Jubiläumsfeiern abhielt, sei es aber auch bei anderen Musikvereinen, vornehmlich im Musikbund Rhön, bei denen man oft und gerne zu Gast war. Daneben gab es eine Vielzahl von Einweihungen (z.B. Mittelpunktschule, Gemeinde-zentrum), bei denen musikalische Begleitung gerne gesehen war. Auch die Zeit der Montagsbockbierabende bescherte dem Musikverein in stets gut gefüllten Festzelten schöne Erfolge. Und wenn es mal kein besonderes Jubiläum zu feiern gab, traf man sich oberhalb des Battensteins auf grüner Wiese bei den Sommerfesten der Kolpingsfamilie oder des Männergesangvereins. Wegen immer schärferer Auflagen seitens der Behörden in Bezug auf Toiletten, Kühlung usw. mussten aber bald auch diese immer sehr schönen Feste dem Zeitgeist weichen. Einige Jahre wurden die Sommerfeste der Vereine (Musikverein, Männergesangverein, Chorgemeinschaft und die Volkstanz- und Trachtengruppe) noch am Gemeindezentrum durchgeführt.In diesem Zusammenhang wäre zu erwähnen, dass das 1. Große Wirtefest nicht etwa wie heute noch in Tann durchgeführt wurde, sondern unter der Beteiligung von vielen Hilderser Vereinen 1977 in Hilders in der Auersburg. Sogar das Hessische Fernsehen berichtete von diesem schönen Ereignis, aber auch hier waren die hohen Auflagen der Grund, das Fest nach Tann abzugeben, wo es in der Innenstadt bis heute mit großem Erfolg gefeiert wird.Vom Musikverein zur TrachtenkapelleNach 20 jährigem unermüdlichen Einsatz für den Musikverein Hilders erklärte Josef Fürtsch am 29.12.1977 seinen Rücktritt vom Dirigentenamt. Trotzdem wolle er sich weiter um die Ausbildung junger Leute bemühen, was er auch viele Jahre später noch mit Begeisterung tat. Für seine großen Verdienste wurde Josef Fürtsch zum Ehrendirigenten ernannt und mit dem Bundesverdienstkreuz sowie dem Ehrenbrief des Landes Hessens ausgezeichnet.Der langjährige Kassierer Gerhard Kümpel übernahm ab März 1978 zusätzlich das Amt des Dirigenten. Dies bedeutete einen Neuanfang und die Weiterentwicklung des Orchesters. Zunächst wurden mit Hilfe von Zuschüssen für fast alle Musikanten neue Instrumente beschafft. Große Veränderungen brachte die von Gerhard Kümpel und dem Vorstand unter der Führung von Eduard Breidung im Jahr 1980 angeschaffte und bis heute getragenen „Original Rhöner Tracht“, die den Verein berechtigte, an Original-Trachtenumzügen und Veranstaltungen teil-zunehmen. Nach der Trachtenkapelle Elters war Hilders der zweite Verein der Region, der diese den alten Rhöner Trachten nachempfundenen Uniformen einführte. Besonders wertvoll sind die von den Musikerfrauen und –freundinnen handgestickten Hosenträger. Die Tracht wurde dem Publikum erstmals im neu geschaffenen Jahreskonzert „1000 Takte Blasmusik“ am 2. Weihnachtsfeiertag 1980 im überfüllten Saalbau vorgestellt. Die neue Tracht ermöglichte auch neue Auftritte, wie z.B. die Teilnahme am großen Trachtenfestzug in Schlitz, das alle 2 Jahre zahlreiche Trachtengruppen aus aller Welt und Tausende von Besuchern in die Burgenstadt lockt. 1982 war der Verein erstmals Teilnehmer des großen Trachten- und Schützenzuges auf dem Münchner Oktoberfest. Dieser Auftritt wurde vom Münchner Festausschuss so gut bewertet, dass bereits 1984 eine erneute Einladung folgte, allerdings mit der Zugabe, vor dem Bundesligaspiel FC Bayern München – 1. FC Köln im Olympiastadion vor 40 000 Zuschauern aufzuspielen. Als auf der großen Anzeigetafel der Name „Musikverein Hilders“ erschien, ging so manchem Musikanten das Herz auf. Die erneute Teilnahme am Trachtenfestzug in Schlitz brachte eine Einladung zur Fernsehsendung „Sonntagskonzert“ mit sich, die im August 1983 in Schlitz aufgezeichnet und im Oktober gesendet wurde.Nach 17 Jahren als 1. Vorsitzender trat Eduard Breidung Ende 1983 von seinem Amt zurück. Sein Nachfolger wurde Detlev Greschner. 1985 wurde aus dem Musikverein Hilders der „Musikverein 1886 e.V. Rhöner Trachtenkapelle Hilders“. Mit der gleichzeitig erstellten neuen Satzung erfolgte die Eintragung im Vereinsregister und die Anerkennung als gemeinnütziger Verein. 86 Proben und Auftritte (ohne kirchliche Anlässe) im Jahr 1985 zeugen von einer regen Vereinstätigkeit.100 Jahre Musikverein HildersDer Höhepunkt der Vereinsgeschichte war ohne Zweifel die Feier des 100-jährigen Jubiläums im Sommer 1986. Strahlendes Wetter über die gesamten Tage, ein Auftritt der Original Oberkrainer Avsenik und das Bundesmusikfest ließen Tausende Besucher nach Hilders und auf das Festgelände strömen. Die Verleihung der „Pro-Musica-Plakette“, eine Auszeichnung für Musikvereine, die 100 Jahre Geschichte nachweisen können, wurde von Kultusminister Karl Schneider nach dem großen Festzug überreicht. Ein Benefizkonzert des Heeresmusikcorps der Bundeswehr beendete ein Fest, an dem sich alle 47 MusikerInnen mit ihren Angehörigen stark einsetzten und dass bis heute in dieser Größenordnung in Hilders nicht mehr erreicht wurde.1988 gab es einen Wechsel im Dirigentenamt, wieder konnte die Stelle aus den eigenen Reihen besetzt werden. Martin Klüber, bereits lange Jahre im Vorstand aktiv, übernahm nun die Stabführung von Gerhard Kümpel und führte dessen Erfolgsweg weiter fort. Gerhard Kümpel musste aufgrund einer schweren Krankheit zurück treten, sein Tod im Jahr 1991 erfüllte alle MusikerInnen mit tiefer Trauer.In den Jahren 1989, 1991 und 1997 nahm die Trachtenkapelle am Internationalen Trachtenfest in Karlsruhe teil.Ein großer Erfolg war das Konzert „1000 Takte Blasmusik“ 1989, das im Januar 1990, die Kapelle aus Anlass der Wiedervereinigung im prall gefüllten Saal in Oberweid wiederholte und die Zuschauer vor Begeisterung auf die Tische stiegen ließ. Allein die Anreise in den 4 Kilometer entfernten Ort war ein Erlebnis, musste man doch durch Schnee und Eis den langen Weg über den Grenzübergangspunkt Mellrichstadt in Kauf nehmen. Zwei Stunden waren nötig, bis man die kurze Entfernung überwunden hatte. Durch die Grenzöffnung waren nun auch Auftritte im Thüringer Land möglich und der Verein erhielt Mitgliederzuwachs aus Unterweid. Die mehrfache Teilnahme am Festzug zum Sommergewinn in Eisenach sowie Auftritte in Bad Liebenstein und Bad Berka waren etwas Besonderes.5. Die Rhöner Trachtenkapelle in der GegenwartDas Bundesmusikfest, verbunden mit dem 105-jährigen Bestehen, wurde 1992 wieder in Hilders gefeiert. Trotz des guten Besuchs und einem schönen Auftritt der Original Steigerwäder sollte es das letzte Mal sein, dass der Musikverein ein großes Festzelt aufstellte. Größere Auftritte 1993 waren in Bad Wildungen, Viernheim und Künzell, dazu kam noch die Teilnahme am Trachten- und Schützenzug beim Oktoberfest in München.Georg Seifert löste Detlev Greschner im Amt des 1. Vorsitzenden 1994 ab. Mit den bekannten „Wildecker Herzbuben“ trat der Verein 1997 bei einem großen Volkstümlichen Abend in Fraurombach bei Schlitz auf.Im Jahr 2000 sah man die Trachtenkapelle beim Hessentag und auf dem Münchner Oktoberfest.Im Jahr 2003 folgte Martin Klüber – neben seinem Dirigentenamt – Georg Seifert im Amt des 1. Vorsitzenden. Da die Belastung als musikalischer Leiter sowie als 1. Vorsitzender in diesem Zeitraum sehr hoch war, wurde zu Beginn des Jahres 2005 mit Christian Spiegel ein neuer Vorsitzender gewählt. Er wechselte jedoch 2007mit dem seinerzeitigen 2. Vorsitzenden Winfried Klüber das Amt, so dass dieser fortan 1. Vorsitzender war. Winfried Klüber hielt dieses Amt bis 2013 inne.Einen Wechsel im Dirigentenamt gab es 2006, erstmals musste ein „fremder“ Dirigent verpflichtet werden. Armin Enders aus Frankenheim bei Bischofsheim hielt seine erste Probe genau an seinem 50. Geburtstag, während sein anderer Verein vor seinem Haus ihm ein Ständchen brachte. Als ihn seine Frau am Handy anrief und fragte, wo er sei, musste er ihr beichten, dass er nun auch noch in Hilders als Dirigent arbeiten würde. Die bereits oben geschilderten auswärtigen Auftritte wurden in den Folgejahren seltener, man beschränkte sich auf Auftritte in der näheren und ferneren Umgebung und es ging nur in seltenen Fällen (Trachtenfest Schlitz, Hessentag, Musikfeste) noch auf größere Reisen.Dafür erhöhte sich das Niveau des jährlichen Konzertes „1000 Takte Blasmusik“, weiter.Das Bundesmusikfest 2011 fand wieder in Hilders statt, diesmal jedoch im Ulstersaal und wurde gleichzeitig mit dem 125-jährigen Jubiläum des Vereins begangen. Bei dieser Gelegenheit wurden die ausscheidenden aktiven Musiker Eduard Breidung, Manfred Heumüller und Peter Seifert sowie der weiterhin aktive Musiker Helmut Reinhart zu Ehrenmitgliedern ernannt. Jeder von ihnen hatte mehr als 50 Jahre dem Verein die Treue gehalten.Als Armin Enders 2011 seinen Rücktritt erklärte, gestaltete sich die Suche nach einem Nachfolger zunächst schwierig. Dann jedoch gelang es, den Profi-Musiker Dr. Hans Aschenbach, der als Opernsänger alle großen Bühnen der Welt gesehen hatte und sogar unter Leonard Bernstein seine ersten Erfahrungen sammeln konnte, zu verpflichten. Er hatte nun seinen Wohnsitz im thüringischen Dermbach und wollte seine musikalischen Erfahrungen gerne anderen Vereinen näher bringen. Eine gemeinsame erste Probe stieß bei ihm und den MusikerInnen auf Begeisterung und so konnte das musikalische Niveau erneut gesteigert werden, was besonders bei den Konzerten im Publikum Begeisterung auslöste. 2013 übernahm Norbert Obermann das Amt des 1. Vorsitzenden von Winfried Klüber.Im Jubiläumsjahr der Gemeinde Hilders sind es 38 aktive MusikerInnen. Der Altersdurchschnitt ist in den letzten Jahren jedoch beträchtlich gewachsen. Auch die Bemühungen von Norbert Obermann, der lange Zeit eine Nachwuchskapelle mit bis zu 30 Mitgliedern aus Hilders sowie den Nachbarvereinen Simmershausen/Batten und Reulbach/Brand leitete, haben dem Hauptverein nur wenige neue Mitglieder beschert. Derzeit betreibt die Rhöner Trachtenkapelle Hilders gemeinsam mit den vorgenannten Nachbarvereinen die intensive Jugendausbildung im Rahmen einer Blkäserklasse. Da es für alle Vereine in Zukunft schwerer sein wird, Nachwuchs zu gewinnen, bleibt zu hoffen, dass die Jahrhunderte alte Hilderser Musiktradition noch lange Bestand haben wird.